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Das große Aufatmen: umweltsensitive Verkehrsplanung zur Luftreinhaltung 

Berlin nutzt Senozon-Wegetabelle als innovativen Datensatz 

Jede Fahrt mit einem Verbrenner belastet die Luft. Damit Berlin wieder durchatmen kann, untersucht das erweiterte Umweltsensitive Verkehrsmanagement Maßnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV). Dafür nutzt das Projektteam einen innovativen Datensatz: Die Senozon-Wegetabelle liefert ihm wichtige Informationen zu den Pendlerbeziehungen sowie dem Modal Split. 

Geschwindigkeitsbegrenzungen, Parkraumbewirtschaftung, Pförtnerampeln – die Liste an Maßnahmen, durch die der MIV direkt an Attraktivität einbüßt, ist lang. Indirekt verliert der MIV an Reiz, indem man zugleich den Umweltverbund stärkt. Welche Maßnahmen zu Berlin passen, untersucht das „erweiterte Umweltsensitive Verkehrsmanagement“ (eUVM). Bei dem Projekt arbeitet die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt in Berlin mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie TraffGo Road zusammen. 

„Um abschätzen zu können, wo wir Menschen motivieren können, das eigene Auto stehen zu lassen und auf andere Verkehrsmittel umzusteigen, braucht es lokales Wissen“, sagt Peter Wagner, Wissenschaftler am DLR. Zu welchen Anlässen bewegen sich die Menschen durch die Stadt? Und welche Verkehrsmittel nutzen sie dafür? Um diese Fragen zu beantworten, nutzt das eUVM-Projekt Mobilitätsdaten aus dem „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“ (SrV). 

Am SrV 2018 haben über 40.000 Berliner Bürger*innen teilgenommen und Einblick in ihr Mobilitätsverhalten gegeben. Die Daten decken rund 130.000 Wege ab. „Das klingt erst einmal viel, doch in Berlin passieren jeden Tag mehrere Millionen Trips“, sagt Peter Wagner. „Daher haben wir nach einer ergänzenden Datenquelle gesucht.“ Als ergänzenden Datenquelle wurde die Senozon-Wegetabelle gefunden. 

Statistische Bevölkerung ergänzt klassische Erhebung 

Die Senozon-Wegetabelle repräsentiert alle Wege, die die Bevölkerung an einem mittleren Werktag unternimmt. Dafür nutzt sie Mobilfunkdaten und verschneidet sie mit bundesweiten Umfragen zum Mobilitätsverhalten. Dazu zählen beispielsweise „Mobilität in Deutschland“ (MiD) und das „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“ (SrV). Diese Erhebungen liefern der Senozon-Wegetabelle die semantische Bedeutung einzelner Wege. So erfährt man, ob eine Person zum Arbeitsplatz gefahren oder Einkaufen gegangen ist. Bei den Personen handelt es sich nicht um reale Leute, sondern um statistische Zwillinge. Dafür hat Senozon die Mobilitätsdaten mit soziografischen und sozioökonomischen Statistiken verschnitten. Dadurch sieht man beispielsweise, welche Altersgruppen welche Wege machen oder wie die Einkommensverteilung ist. 

„Die Senozon-Wegetabelle ist ein neuer Datensatz, der uns für die Verkehrsplanung wichtige Informationen liefern kann“, sagt eUVM-Projektleiter Konstantin Brüske von der Berliner Senatsverwaltung. „Mobilfunkdaten liefern uns Informationen über die Pendlerbeziehungen von Brandenburg nach Berlin und umgekehrt. Doch reguläre Mobilfunkdaten werten Zelle für Zelle aus. Das ist recht ungenau. Denn bei manchen Datensätzen sieht man nicht, ob es sich um einen Radfahrer, einen ÖV-Nutzer oder einen langsam fahrenden Pkw handelt.“ Die Senozon-Wegetabelle hingegen trifft statistische Annahmen und liefert Aussagen zum Modal Split. Senozon nutzt die Mobilfunkdaten sowie das SrV, um Eingaben und Kalibrierungseckwerte für den Verkehrssimulator MATSim zu erzeugen und berechnet anschließend mit MATSim die Wegetabelle. Diese Technik ermöglicht feine Analysen bis zu einem 100-Meter-Raster, ohne den Datenschutz zu verletzen. 

ÖPNV-optimierende Maßnahmen identifizieren 

Für den Pendlerverkehr sind die Quell-Ziel-Relationen relevant. Sie geben Aufschluss darüber, wie viele Menschen von Brandenburger Kommunen in die Hauptstadt fahren und zurück. „Das unterteilen wir dann in Verkehrszellen und schauen uns die einzelnen Trips und die Annahmen zur Mobilitätsmotivation an“, erklärt Konstantin Brüske. „Anschließend betrachten wir die Wegezeiten und Wegelängen: Also wie lange jemand zum Pendeln braucht und welche Route er nimmt.“ 

Um die genutzten Strecken sichtbar zu machen, hat das Projektteam die gemachten Wege als Routen gemappt und auf einer Karte visualisiert. Dadurch kann es höher frequentierte Routen identifizieren. „Auf dieser Grundlage können wir Rückschlüsse auf die Platzierung neuer Haltestellenmachen oder schauen, wo wir den Takt von Bus und Bahn optimieren könnten, um den ÖPNV für Pendler attraktiver zu gestalten“, sagt Konstantin Brüske. Dazu gehört auch, den Weg von der Haltestelle zum Zielort gut erreichbar zu machen.

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